Mit Bezug auf Greimas' narrative Semiotik und die Kognitionswissenschaft entwickelt Richter seine Theorie des "narrativen Urteils" als Kernst ck "narrativer Problemverhandlung". Eine Erz hlung von Erfolg oder Misserfolg eines Handelns stellt ein kontingentes Geschehen dar, f llt aber damit oft gleichzeitig ein Urteil im Namen einer Ordnung, einer Ideologie: Das Gute wird belohnt, das B se bestraft. Diese F higkeit des Erz hlens, die Kontingenz des erz hlten Einzelnen exemplarisch zu berschreiten oder zu verschleiern, erm glicht auch die narrative Verhandlung theoretischer Probleme, die im Rahmen der Argumentation unl sbar scheinen. Ausf hrliche Analysen zweier solcher Problemverhandlungen, des Hiobproblems im Buch Hiob des AT sowie des Theodizeeproblems bei Leibniz, Voltaire, Linn und Kant, zeichnen nach, wie die analoge Projektion einer Erz hlstruktur auf die jeweilige Problemkonstellation die Darstellung von L sungen erlaubt, die innerhalb einer Argumentation willk rliche Setzungen bleiben m ssen. Narrative Problemverhandlung kann damit widerstreitende Perspektiven vermitteln und neue L sungswege zeigen, aber auch willk rliche Urteile zugunsten einer Perspektive rhetorisch zu legitimieren versuchen.