Bisher ist die Beziehung Else Lasker-Sch lers zu ihrer letzten Lebensstation Pal stina in der Regel unter dem Aspekt einer Diskrepanz zwischen verkl render Dichtung und ern chternder Realit t gesehen worden. Die vorliegende Studie geht die Frage von einer anderen Sichtweise her an: Zun chst wird die Ambivalenz von Sehnsucht und Furcht aufgezeigt, die sich aus Else Lasker-Sch lers u erungen jeweils schon vor ihren Reisen in den Jahren 1934, 1937 und zuletzt 1939 ablesen lassen. Hinzu kommt, da sie das Land selbst als Ort der Transgression, d.h. in der Dynamik des bergangs zwischen verschiedenen Polen (Himmel/Erde, Bibel/Moderne, J disches Dasein in der Diaspora/Politische Autonomie), wahrnimmt. Zugleich setzt Pal stina eine intensive Auseinandersetzung der Dichterin mit dem eigenen literarischen Rollenspiel und der in ihrer fr heren Dichtung zentralen Selbstmetaphorisierung frei. Anstelle der Mischfigur "Jussuf" (einer Verfremdung des biblischen Joseph), die gro enteils ihre fr here Dichtung und Selbstdarstellung gepr gt hat, gewinnt zusehends der K nig David an Bedeutung, welcher der j dischen Tradition zufolge nicht nur Stadtvater von Jerusalem, sondern auch Vorfahre des erl senden Messias ist. So schafft sie in der 'Urheimat' Pal stina in den Jahren der Ausl schung der europ ischen Judenheit eine neue Definition des Heimatbegriffs: Heimat nicht prim r als Ort des pers nlichen Ursprungs, sondern als Erf llungsbereich einer letzten Erwartung.