Die Halbierte Gesellschaft Der Postmoderne: Probleme Des Minderheitendiskurses Unter Berücksichtigung Alternativer Ansätze in Der Niederlanden [German]

Die in den sozialwissenschaftlichen Abhandlungen und politischen Debatten oft postulierte These, da Migration eine neue und einzigartige Erscheinung sei, basiert auf einer falschen Behauptung, weil Migration, historisch betrach- tet, kein neues und einzigartiges Ph nomen ist, sondern, vor allem in Europa, einen Normalzustand darstellt. Einzelne Personen, Gruppen und V lker sind zu allen Zeiten, aus welchem Grund auch immer, ausgewandert und haben sich in anderen Gebieten niedergelassen. Daher ist die Migrationsbewegung nach Europa nach dem Zweiten Weltkrieg nur als eine neue Dimension zu betrach- ten. Fast in allen europ ischen Industriestaaten weckte der wirtschaftliche Auf- schwung nach dem Zweiten Weltkrieg einen Arbeitskr ftebedarf, der durch die Anwerbung von Arbeitnehmern aus konomisch geringer entwickelten L n- dern mit Arbeitskr fte berschu gedeckt wurde. W hrend die wirtschaftlichen Beweggr nde in den westeurop ischen L ndern vergleichbar waren und gro e Teile der Aufnahmegesellschaften mit hnlichen sozialen Abwehrmechanismen und fremdenfeindlichen, ja sogar rassistischen Stimmungen auf die Etablierung l kulturell, religi s und sprachlich divergierender ethnischer Minderheiten reagierten, wiesen die politischen Reaktionsformen in den einzelnen L ndern, entsprechend der unterschiedlichen historischen und nationalen Traditionen sowie der unterschiedliche Rechtsanspr chen der eingewanderten Minderhei- 2 ten, deutliche Differenzen auf. Man kann den Umgang mit ethnischen Minderheiten in der Gegenwart nur aus der Geschichte, aus dem Traditionszusammenhang einer Gesellschaft 1 ber die Soziogenese ethnischer Minderheiten siehe W.-D. Bukowl R.L1aryora 1988. 2 Vgl. Zu den im Kontext der Einwanderungs- und Minderheitenpolitik aktualisierten unter- schiedlichen Nationalit ts- und Identit tskonzepten D. Thr nhardt 1987, S. 13fT.