Friedrich Maximilian Klingers 1798 erschienener Roman Geschichte eines Teutschen der neusten Zeit ist ein bedeutendes Zeugnis der Rousseau-Rezeption seines Verfassers und dessen Auseinandersetzung mit der Franz sischen Revolution. Entstanden in St. Petersburg, war das Manuskript f r die erste autorisierte Ausgabe im Juli 1797 fertiggestellt. Klinger arbeitete seit Anfang der 90er Jahre an einem Zyklus von zehn philosophischen Romanen.
Der Geschichte eines Teutschen kommt dabei ein besonderer Rang zu. Er stelle das dar, was den Pivot alles meines Schreibens ausmacht . Als in der Sp taufkl rung angesiedelter Bildungs- und Zeitroman erz hlt die Geschichte eines Teutschen die Biographie eines politischen Reformers (Hering). Die deutsche Kleinstaaterei des ausgehenden 18. Jahrhunderts wird einer kritischen Gesellschaftsanalyse unterzogen, wobei die Frage nach dem richtigen moralischen Verhalten des Einzelnen im Vordergrund steht. In den Protagonisten Ernst und Ferdinand begegnet die Philosophie Rousseaus jener des Helv tius: Idealistischer Glaube an transzendente Werte und innerweltliche Skepsis, aus der opportunistisch gehandelt wird, stehen sich gegen ber. Der positiv bewertete Ernst will in seinem Tugendglauben den von Ferdinand vertretenen Egoismus als Prinzip des Erfolgs in der politischen Welt nicht gelten lassen. Beide Helden scheitern, der Schluss bleibt offen. Eine genaue Datierung des Geschehens fehlt; die Franz sische Revolution wird nicht als konkretes historisches Ereignis thematisiert. Gleichwohl geht es um die Wirkung der Vorg nge im Nachbarland auf deutsche Verh ltnisse. Reformpl ne wirtschaftlicher Natur in Anlehnung an die franz sischen Physiokraten und revolution res Gedankengut der Jakobiner in Bezug auf die Abschaffung von Adelsprivilegien werden rezipiert und diskutiert.