Die Erinnerung an Massenverbrechen konstituiert die Parameter einer universellen Ethik. Hierfur war das Gedachtnis des Holocaust begrundend. Der Vernichtung der europaischen Juden kam eine paradigmatische Bedeutung zu. Inzwischen fordern auch andere Gedachtnisse an Massenverbrechen offentliche Erinnerung und damit Anerkennung ein. Ein solcher Pluralismus der Gedachtnisse birgt ein nicht unerhebliches Konfliktpotential, vor allem dann, wenn die unterschiedlichen Leiderfahrungen auf ein und dasselbe historische Ereignis zuruckgefuhrt werden - den Zweiten Weltkrieg. Dann stellen sich gegenlaufige Konstellation und Konkurrenzen der Erinnerung ein - nicht nur zwischen den politischen Kulturen des westlichen und des ostlichen Europas, sondern auch und gerade zwischen europaischen und kolonialen Gedachtnissen. Dan Diners Essay, der nun aus zweiprachige Ausgabe vorliegt, nimmt das Problem gegenlaufiger Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust begrifflich und gedachtnisgeschichtlich auf. Indem er sich nochmals der Bedeutung von Auschwitz als Zivilisationsbruch versichert, werden vor eben diesem Hintergrund die Voraussetzungen historischen Urteilens und der Anerkennung in der Erinnerung reflektiert. Dramatisch kundigen sich hier Unterschiede, ja Gegensatze zwischen westlichen und aussereuropaischen Kulturen an - vor allem der des Islam.
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