Eine heute mit Horkheimer 'traditionell' zu nennende Kritische Theorie hatte einst betont, dass nur Theorie allein richtige Praxis in einer falschen Welt sein k nne. Sie insistierte radikal auf der Autonomie des Denkens gegen jeden unvermittelten Aktivismus. Denn nur das Denken k nne sich ein Moment nicht-instrumenteller Vernunft bewahren, welches es inmitten des negativen Ganzen zu verteidigen gelte. Bezeichnenderweise scheinen sich von eben diesem Impetus gerade die neu proliferierenden sogenannten 'Critical Theories' der 'Identit tspolitik' durch Depravation kritischen Denkens zu kulturrelativistischem Artenschutz besonders weit entfernt zu haben. Kritische Theorie aber betrieb nicht das Gesch ft regressiver Aufkl rungsdenunziation, sondern setzte stattdessen vielmehr auf das subversive Potential " sthetischer Rationalit t" (Adorno). Als deren affirmativer Gegner wirkt heute eine 'diversifizierte' Kulturindustrie, in der v lkische Ideologie eine gegenaufkl rerische Renaissance erlebt und dem postmodernen Kapitalverh ltnis der ideale Rahmen seiner globalen Reproduktion geboten wird. Diese neue alte Kulturindustrie demonstriert: Kultur muss sich wandeln, damit alles so bleibt, wie es ist.
Der Band er ffnet eine neue hermeneutische Perspektive auf die Arbeiten von Horkheimer, Adorno, Marcuse et al. Dabei geht es mit dem Fokus theoriebasierter Kulturkritik weder um eine historische Rekonstruktion noch um eine Detailstudie zu ausgew hlten Aspekten, sondern um die Frage der Rolle von Kritischer Theorie heute insgesamt. Mithin ergibt sich f r den Band neben der Darstellung zentraler Schriften von Horkheimer, Adorno und Marcuse auch der Anspruch eines eigenst ndigen Beitrags zur kulturkritischen Theoriebildung.