Das Werk des Schweizer Theologen und Poeten Kurt Marti (*1921) geh rt zu den vielgestaltigsten der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Die Verbindung von berliefertem und spielerischem Brechen von Traditionen, von mundartlicher Bodenst ndigkeit und weltl ufiger Zeitkritik, von biblischen Elementen und Sprachexperiment ist charakteristisch f r Martis Oeuvre, in das die vorliegende Arbeit eine umfassende Werkeinf hrung bietet. Mit seinen an Mustern der konkreten Poesie orientierten "Gedichten in Berner Umgangssprache" wurde Marti zum literarischen Neuerer der schweizerischen Mundartdichtung, die ber Generationen auf Helvetisch-Nationales und B uerlich-Provinzielles ausgerichtet war. In einem kritisch-essayistischen Diskurs pl diert Marti f r eine neuartige "theologische Literatur sthetik", die aus den Sackgassen der sog. "christlichen Literatur" herausf hrt. Diese Forderung l st er in zahlreichen Verstexten ein, in denen klassische kirchliche Formen ostentativ umgewandelt und sprachspielend neuen Redezwecken dienstbar gemacht werden. Durch die permanente Verkn pfung von Selbstaussage, Analyse, Vergleichen sowie dem der kritischen Abgrenzung dienenden Rekurs auf politische Literaturtheorien und den Kontext der Schweizer Literaturgeschichte wird die Spezifik von Martis Texten (Gedichten und Tageb chern) deutlich. Unter den Kategorien 'Traditions-Aufhebung' (im Hegelschen Sinn), 'Offenheit' (im Anschlu an Umberto Eco), Konkretisation und Prediger-Poet versucht diese Arbeit, das Unverwechselbare des Martischen Verfahrens zu erfassen.